9. Tag - 9. Juni
9. Tag: Wuppertal-Beyenburg - Wermelskirchen - Odenthal mit dem
Altenberger Dom - Leverkusen - Köln
Tagesleistung: 65 km
Gesamtstrecke: 600 km - (Tagesschnitt knapp 67 km - ich bin
damit immer noch sehr zufrieden)
Wetter: morgens blauer Himmel, ab mittags etwas bewölkt,
abends blauer Himmel
Wind: 3 West
Temperatur nachmittags: ca. 25 Grd. C
Was haben Kiel und Köln gemeinsam? Beide Städte haben
vier Buchstaben, beide fangen mit "K" an und beide haben
ein "l" im Namen. Damit sind offensichtlich alle
Gemeinsamkeiten aufgebraucht. Ihr könnt Euch denken,
dass ich Euch mit diesem Hinweis mitteilen möchte, dass ich
heute den Rhein und Köln erreicht habe. Ich bin von zu
Hause bis hierher genau 600 km gefahren. Und ich bin
glücklich, dass ich schon mal etwas mehr als ein Fünftel der Gesamtstrecke bewältigt habe.
Heute Morgen habe ich nach einem guten Frühstück den Langerfelder Hof verlassen. Für zwei Übernachtungen mit
Frühstück, zweimal Abendessen und Getränke bezahle ich gerade mal 135 €.
Das Fahrrad ist wieder voll gepackt, und die Schaltung funktioniert perfekt.
Nach 6 km darf ich die Steigung in das Bergische Land angehen - im
wahrsten Sinn des Wortes: "gehen". Ca. 2 km schiebe ich das Fahrrad
bergauf. Dann geht es wieder mit "Fahrradfahren" immer ganz leicht
bergan, wobei ich allerdings
ziemlich ins Schwitzen
komme.
In Remscheid-Lennep hole
ich mir in einer Pilgerstem-
pelstelle meinen heutigen
Pilgerstempel. Die Dame
dort ist sehr redselig, und ich komme
erst nach ca. ¼ Stunde weg, erhalte
aber von ihr ein Glas Wasser. Weiter
geht die Fahrt bis Wermelskirchen
tendenziell immer noch mit etwas
Steigung.
Ab Wermelskirchen ist im Großen
und Ganzen leichtes Gefälle
angesagt, so dass ich nur etwas
nachhelfen muss. Kurz vor Odenthal
geht es dann rasant etliche
Höhenmeter abwärts bis zum Dom
von Altenberg, der sehr idyllisch
gelegen ist. Für die Abfahrt benutze
ich sehr zum Unwillen einiger Auto-
fahrer nicht den Radweg, sondern die serpentinenreiche Straße (der ist Radweg
ziemlich kaputt, uneben und löcherig, so dass man kann dort höchstens mit 15 km/h
fahren kann). Der Dom ist sehr imposant und wirklich sehenswert. Er wird offen-
sichtlich von Protestanten und Katholiken gemeinsam - abwech-selnd - genutzt. Im
Domshop be-komme ich wiederum einen Pilgerstempel.
Auf der Weiterfahrt gelange ich bald nach Leverkusen. Mein Garmin -Navi hat mir
tolle Wege durch Parks und Nebenstraßen ausgesucht, so dass ich unter dem
Verkehr nicht zu leiden habe. Schließlich gelange ich an den Rhein. Hier setze ich
mich auf eine Bank zu einem Mann, der einen Hund (einen Sheltie) dabei hat. Wir
unterhalten uns über Hunde und über Fahrräder. Der Mann besitzt zwar keinen Führerschein, dafür aber zwei Rennräder.
Nach einer halben Stunde Plauderei fahre ich weiter, um die letzten 8 km bis zur DJH Köln-Deutz in Angriff zu nehmen, die
ich gegen 14:30 Uhr erreiche.
Insgesamt ist die heutige Strecke doch wesentlich weniger anstrengend, als
ich ursprünglich gedacht habe - oder
meine Kondition ist inzwischen besser
geworden.
Die Jugendherberge ist hier im
Gegensatz zu den bisherigen, wo ich
immer nett und persönlich begrüßt und
eingewiesen wurde, eine
durchorganisierte "Massenabferti-
gungseinrichtung". Nachdem ich das
Fahrrad in den Keller gebracht und das
Gepäck eingeräumt habe, dusche ich
mich kurz, ziehe frische Klamotten an
und gehe über die Rheinbrücke in die
Kölner Altstadt zum Dom (offiziell:
Hohe Domkirche zu Köln).
Auf der mehrere hundert
Meter langen Hohen-
zollern-Brücke über den
Rhein ist zwischen Fuß-
gängerstreifen und der
Eisenbahn ein Maschen-
drahtzaun. An diesem
Maschendrahtzaun hängen
Tausende von Vorhänge-
schlössern. Auf ihnen sind
Namen eingraviert, z. B.
"Anne + Klaus forever" oder andere Variationen. Eine Inschrift fand ich ganz
schön - sie wird heute Erkenntnis des Tages.
Der Kölner Dom ist wie immer mit Gerüsten "verziert". Innen wird im vor-
deren Teil des Domes ein Gottesdienst abgehalten - in den übrigen Teilen
flanieren die Touristen. Im Domshop hole ich mir meinen Stempel.
Anschließend mache ich einen Stadtbummel. In der Gegend um den Dom
und in der Fußgängerzone brodelt es förmlich von Menschen. Ich sitze
zusammen mit einer alten Frau auf einer Bank. Sie will von mir wissen, ob
der Mörder von irgendeinem Bischof, der in der Türkei umgebracht worden
ist, nun im Gefängnis oder in der Irrenanstalt sitzt. Als ich ihr sage, ich wüsste
das nicht, ist sie ganz empört, wieso ein "Christenmensch" davon keine
Ahnung hätte. Ich breche daraufhin das Gespräch ab und gehe, weil ich mich
einfach nicht mit fanatisierenden Menschen unterhalten mag.
Ich kaufe noch ein paar Kleinigkeiten ein, esse ein "Menü" bei Burger-King und gehe anschließend langsam zur
Jugendherberge zurück. Zwischenzeitlich ist das Zimmer mit noch zwei weiteren Personen besetzt. Ich empfinde das als
etwas unangenehm, was ich meinem nunmehr "hohen" Alter zuschreibe. Wie soll es nur in den Pilgerherbergen in
Südspanien werden, wenn neunzig Pilger in einem Schlafsaal schlafen? Der eine Zimmergenosse schnarcht schon kräftig,
während ich diesen Bericht schreibe.
Morgen habe ich nur eine kurze Strecke bis Bonn-Bad Godesberg vor mir.
Erkenntnis des Tages: "Wenn Treue Spaß macht, dann ist es Liebe!"