41. Tag - 11. Juli
41. Tag: St.-Jean-Pied-de-Port - Ibaneta-Pass - Roncesvalles - Burguete
Tagesleistung: 33 km
Gesamtstrecke: 2.334 km
Wetter: ganztägig sonnig und heiß
Temperatur: 18:00 Uhr 32 Grd. C
Wind: keiner
Heute Morgen will ich es aber wissen: Zelt und
Ausrüstung zusammenpacken, etwas frühstücken und
dann ab Richtung Spanien. In der Ortschaft komme ich
aber noch an einer Bar vorbei, in der der Holländer vom
gestrigen Abend sitzt und Kaffee trinkt. Ich schließe mich
an und genehmige vor dem Anstieg auch noch zwei
Tassen Kaffee. Im Radwanderführer heißt es dazu: "Der
relativ gleichmäßige Anstieg zum 1057 m hohen
Ibaneta-Pass verteilt
sich auf viele Kilometer, ist nur selten etwas steiler und deshalb nicht allzu schwierig zu
bewältigen". Nun ja, das ist alles relativ und man kann das so sehen - ich jedenfalls
habe das Toxy die letzten sechs Kilometer
fast ausschließlich geschoben. Insgesamt sind es bergauf 870 m auf 25,5
Kilometer verteilt.
Ich muss Geduld üben - eigentlich geht es mir nicht schnell genug. Aber es
geht nur das, was der Körper hergibt. 13:30 Uhr bin ich endlich oben -
gemeinsam mit einem 67 Jahre alten Holländer, der sich mir auf mein Zuraten hin beim Schieben anschlossen hat. Seine
Tochter (27 Jahre) wartet oben am Pass auf uns - sie ist eine halbe Stunde vor uns da gewesen. Den Beiden spendiere
ich einen Liter Wasser - sie hatten dummerweise nichts Trinkbares
dabei. Trotz aller Anstrengung ist es ein grandioses Erlebnis durch die
Welt der Pyrenäen zu radeln bzw. zu schieben. Der Fußpilgerweg geht
immerhin noch auf 1400 m Höhe, so dass man es als Radfahrer im
Gegensatz dazu doch relativ einfach hat. Allerdings ist das hier noch
nicht die höchste Stelle des Weges: In Spanien gibt es noch etliche
Gebirge und es soll auf über 1500 m gehen!!
Nach wenigen Kilometern Abfahrt erreiche ich schließlich
Roncesvalles, einen wichtigen Ort für die Pilger nach der Überquerung
des Gebirges. Ich besichtige die Anlage und hole mir meinen ersten
spanischen Pilgerstempel. In den Pilgerführern heißt es, dass in
Roncesvalles keine Fahrradpilger aufgenommen werden. Ich frage in
der Pilgerherberge nach, wo mir gesagt wird, dass das nicht stimme.
Offensichtlich schreiben die Pilgerführer die falsche Info voneinander
ab.
Da es noch relativ früh ist, fahre ich noch ein paar Kilometer weiter. Bis
Pamplona sind es noch 40 km. Da dort derzeit keine
Übernachtungsmöglichkeit wegen der vom 6. bis 14. Juli stattfindenden
"Fiesta de San Fermin" (die Stierhatz durch die Straßen von Pamplona)
zu finden ist, beschließe ich, heute bereits nach 33 km Schluss zu
machen. Außerdem tun mir die Knochen ein bisschen weh. Ich finde
einen schönen Campingplatz kurz nach Burguete, auf dem ich mein
Zelt aufschlage. Heute ist Großwäsche angesagt - es hat sich in den
letzten Tagen doch etliches angesammelt, und die Kunstfaserkleidung
kann man längstens einen Tag tragen. Es ist so schön warm, dass die
Wäsche innerhalb von vier Stunden knochentrocken ist.
Ich unterhalte mich ein wenig mit einem Ehepaar aus Barcelona, das
mich auf dem Weg nach oben überholt hat und ebenfalls auf dem
Campingplatz übernachtet.
Morgen wird es ein langer Tag werden, da ich Pamplona durchqueren
werde (ohne Übernachtung) und dann noch ein paar Kilometer bis zur
nächsten Übernachtungsmöglichkeit vor mir habe. Außerdem liegen
insgesamt doch etliche Höhenmeter vor mir, allerdings nicht am Stück.
Jetzt werde ich mir erst einmal im Restaurant des Campingplatzes
etwas zu Essen gönnen.
Erkenntnis des Tages: In den Pyrenäen lernt man geduldig zu werden (ich denke, dass das ein gutes Ergebnis dieser
Anstrengung ist).