39. Tag - 9. Juli
39. Tag: Orthez - St.-Jean-Pied-de-Port
Tagesleistung: 67 km
Gesamtstrecke: 2.301 km - (863 km von Vézelay)
Wetter: morgens bewölkt und regen, vormittags bewölkt
und kühl, nachmittags mit etwas Sonne und
schwül/heiß
Temperatur 19:00 Uhr: 32 Grd. C
Wind: keiner
Um 6:00 Uhr werde ich wach, weil es etwas regnet. Nach
ca. fünf Minuten ist mit dieser Episode aber bereits
Schluss. Als ich um 7:00 Uhr aufstehe, ist davon nichts
mehr zu spüren. Nach dem Einpacken esse ich etwas
Baguette von vorgestern - es geht gerade noch so. Mit
Wasser wird alles
herunter gespült.
In Orthez verfahre ich mich natürlich gleich wieder,
merke es aber noch rechtzeitig, so dass ich noch
umkehren kann. Und dann geht es los: Bergauf,
bergauf, bergauf. Immer wieder mit Schieben
verbunden. Für die ersten zehn Kilometer brauche
ich bald 1½ Stunden. In Ste.-Foy-la-Grande hatte ich
noch gedacht, dass es bis St.-Jean-Pied-de-Port
relativ eben zugeht - so kann man sich täuschen!
In L'Hopital-D'Orion mache ich in einer Pilgerkirche
kurze Rast und komme in ein Gespräch mit zwei
Frauen, die die Kirche herausputzen - sie sind ganz
erstaunt über mein Gefährt und zeigen mir ihre
Fahrräder mit dem Hinweis, dass ich lieber mit einem
normalen Rad fahren solle.
Nach 20 km bin ich so weit, dass ich mir überlege,
bei ca. der Hälfte der Strecke bis St.-Jean-Pied-de-
Port für heute Schluss zu machen und ein Hotel zu
suchen. Ein Hotel finde ich aber erst nach gut 40 km,
so dass ich meine Entscheidung revidiere (es ist 13:00 Uhr), noch einmal alle physischen und
psychischen Kräfte mobilisiere und weiter fahre. Eine goldrichtige Entscheidung: Auf den
letzten 25 Kilometer gibt es nur noch einen signifikanten Anstieg, ansonsten geht es meist eben dahin oder bergab.
Irgendwann mache ich auf einen Rastplatz Mittagspause. Es gibt zwei Äpfel und Wasser. Dann schlafe ich ein wenig auf
der Bank ein und werde durch die Sonne geweckt, die nun plötzlich wieder aus den Wolken hervorschaut. Es wird heiß
und schwül.
Die Gegend sieht inzwischen schon
alpin aus - der Mittelgebirgscharakter
ist verschwunden.
Kurz nach 15:00 Uhr komme ich in
St.-Jean-Pied-de-Port an. Ich suche
mir gleich einen Platz auf dem sehr
zentral gelegenen Camping Municipal
(ca. 150 m von Zentrum entfernt).
Neben meinem Zelt baut eine Familie
aus Deutschland ihr Zelt auf. Ich
bekomme ein spanisches Bier in der
Dose geschenkt. Sehr nett. Auf der
anderen Seite ist ein Franzose dabei
sein Zelt zu befestigen. Er ist
begeistert, als ich ihm meinen
Hammer leihe, damit er die Zeltnägel
einschlagen kann.
Nach den üblichen Notwendigkeiten ist
Stadtbesichtigung angesagt. Kleine
schmale Gässchen mit hübschen
Häusern, teilweise mit Fachwerk. Die
"Hauptstraße" (Fußgängerzone) ist
vielleicht fünf Meter breit und steigt
steil an. An jedem Ende und in der
Mitte bei der Kathedrale befindet sich
ein Stadttor.
Im Pilgerbüro hole ich mir den Stempel. Der Mann dort ist fast enttäuscht, dass
er mir nicht weiterhelfen kann. Er bewundert aber meine vielen Stempel, die ich
schon habe. Ich gehe schnell etwas fürs Abendessen einkaufen, bringe es zum
Zelt und setze den Stadtbummel fort. Endlich gibt es heute den ersten Kaffee -
er hat mir gefehlt. Es laufen eine Menge Touristen herum, die wenigsten dürften
allerdings Pilger sein. Der Ort scheint allgemein Anziehungskraft zu besitzen.
Inzwischen ist es 19:30 Uhr. Die Sonne scheint wieder - kaum noch Wolken.
Morgen will ich in Spanien sein (Pamplona?)
Fazit des Tages: So anstrengend wie heute war es bisher noch nicht.
Erkenntnis des Tages: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.