32. Tag - 2. Juli
32. Tag: St.-Léonard-de-Noblat - Pierre-Buffiére - St.-Yrieix-la-Perche
Tagesleistung: 60 km
Gesamtstrecke: 1.868 km - (430 km von Vézelay)
Wetter: ganztägig wolkenlos
Temperatur 18:00 Uhr: 30 Grd. C
Wind: schwach aus verschiedenen Richtungen, häufig von
hinten
Die Nacht habe ich gut geschlafen, trotz der Riesenpizza
von gestern Abend. Nachdem ich meine Sachen gepackt
habe, stehe ich pünktlich um 7:30 Uhr bei Madame
Yvonne vor der Tür für das Petit Déjeuner. Es gibt ein
kleines Baguette, einen Croissant, Kaffee, Cornflakes,
Marmelade. Wir unterhalten uns in einem Kauderwelsch
Englisch/Französisch. Dabei erzählt sie mir, dass ihr
Urgroßvater aus Tschechien stammt, ihr Großvater aus Deutschland. Ich gehe anschließend noch schnell einkaufen,
bezahle das Zimmer (sie möchte 15 €, ich gebe ihr 20 €), danach noch ein Abschiedsfoto, und ab geht die Fahrt auf die
nächste Etappe.
Laut Pilgerführer soll die heutige Strecke über Limoges führen, der Hauptstadt des Limousin. (Die Via Lemoviciensis heißt
übrigens so, weil sie durch Limoges führt.) Dazu habe ich aber einfach keine Lust, da ich das dortige Samstag-Vormittag-
Verkehrsgewühl fürchte. Also wähle ich einen Weg südlich um Limoges herum, etwas abseits des eigentlichen
Pilgerweges. Es braucht keiner zu glauben, dass ich deshalb ein schlechtes Gewissen habe, schließlich ist der Weg das
Ziel.
Gleich zu Anfang treffe ich auf zwei französische "Pilgerbrüder", die sich mit Rucksäcken bepackt den Berg hoch quälen,
ich schiebenderweise mit dem Toxy.
In der Geschwindigkeit liegen wir
gleich auf. Bald jedoch trennen sich
unsere Wege wieder, da ich
schließlich den kleinen Abstecher
vom Jakobsweg eingeplant habe.
Der Weg ist ganz schön anstren-
gend. Wieder ist es warm, die
Anstiege gehen bis 540 m hoch,
und es gibt auch viele Abfahrten.
Insgesamt geht der heutige Tag
ganz schön an die Substanz -
gleichwohl, es ist wieder eine
atemberaubende Landschaft gewe-
sen, bei der es lohnt, auch
einmal zu verweilen und sich
umzusehen.
Gegen 15:00 Uhr erreiche ich
den Campingplatz von St.-
Yrieix-la-Perche, einem klei-
nen, im Kern mittelalterlichen
Städtchen. Der Campingplatz
ist sehr, sehr ordentlich,
gepflegt und liegt wunder-
schön an einem kleinen See.
Von der Dame der Rezeption
werde ich sehr freundlich (auf Englisch) empfangen. Als sie hört, dass ich
nach "Compostelle" fahre, ist sie ganz aus dem Häuschen - besonders als
sie auch noch erfährt, von wo ich schon herkomme. Sie bietet mir sogar an,
mich ins zwei Kilometer entfernte Städtchen fahren zu lassen, was ich aber
dankend ablehne. Sie schenkt mir eine Tüte "Madeleines", eine Spezialität der Gegend, weil sie sich so über einen
Jakobspilger freut. Das nehme ich gerne an - eignet sich hervorragend als Frühstück, und ich freue mich über so viel
Zuwendung.
Nachdem ich das Zelt aufgebaut und mich geduscht habe, nehme ich mein vom Gepäck befreites Toxy und sause damit
in das Städtchen. Es ist sehr idyllisch, richtig mittelalterlich und sehenswert. Eine riesige Kirche und ein etwas verfallener
Wehrturm dominieren die Ortschaft. Ich fotografiere hier ziemlich viel, weil mir alles so gut gefällt. Nach einem Rundgang
und einem kühlen Bier fahre ich zu einem Supermarkt, kaufe noch etwas zu trinken ein und fahre wieder zum
Campingplatz, wo ich jetzt in der Sonne sitze und den Abend mit einem Blick auf den See ausklingen lasse.