21. Tag - 21. Juni
21. Tag: Bar-s.-Aube - Essoyes - Gyé-s.-Seine - Les Riceys
Tagesleistung: 51 km
Gesamtstrecke: 1.312 km - (406 km von Trier)
Wetter: schönes Wetter, leicht bewölkt
Temperatur: nachmittags um 16:30 Uhr: 29 Grd. C
Wind: gering
In der Nacht habe ich die Alternative bei geschlossenem
Fenster zu ersticken oder bei offenem Fenster wegen des
Verkehrslärms nicht schlafen zu können. Aber glücklicher-
weise habe ich so kleine gelbe Schaumgummipfropfen, die ich
mir ins Ohr stecken kann. So schlafe ich gut bei offenem
Fenster.
Morgens gibt es ein einfaches aber
reichliches Frühstück mit ausrei-
chend Kaffee für 5 €. Bevor ich
losfahre plausche ich noch mit
einem französischen Radlerehe-
paar, das eigentlich auch auf dem
Campingplatz hatte übernachten
wollen. Die beiden machen eine
Rundfahrt durch Frankreich, und wir
erzählen uns einige Dinge mit
Händen und Füßen.
Nach kurzer Flachetappe geht es (wie soll es auch anders sein) stetig bergauf. Einige Dinge schaffe ich noch mit "in die
Pedale treten" - ansonsten heißt es wiederum "Schieben". Ich habe eigentlich gedacht, dass ich eine Radtour mache - eher
ist es eine gemixte Tour aus
Fahren und Gehen. Allerdings liebe
ich inzwischen die langen und
ungestörten Abfahrten, und davon
habe ich heute einige.
Die Landschaft, durch die ich
komme, ist vom Weinbau geprägt -
schließlich ist es die Champagne,
die ich durchquere. Viele
hochrädrige Traktor-Maschinen
fahren zwischen den Weinstöcken
hin und her und besprühen sie mit einer ekligen “chemischen Keule”. Irgendwann erreiche ich Gyé-s.-Seine und überquere
die Seine. Jede Flussüberquerung bedeutet auch wieder einen Anstieg auf der anderen Seite. Mittlerweile ist es sehr warm
geworden, und ich freue mich darauf, in 10 km Les Riceys zu erreichen, wo ein Camping-platz sein soll.
Leider wieder dasselbe Spiel wie in Bar-s.-Aube: Es gab mal
einen Campingplatz, nun aber ist er geschlossen. Trotz
meines zur Neige gehenden Wasservorrates und der doch
recht hohen Temperaturen, beschließe ich, 40 km weiter zu
fahren, da dort der nächste Campingplatz sein soll. Doch
kaum bin ich aus Les Riceys heraus, kommt die Versuchung:
Ein wirklich hübsches Hotel am Wegesrand: "Le Magny". Ich
fahre "standhaft” an ihm vorbei. Nachdem ich bereits 51 km
hinter mir habe, denke ich mir: "Eigentlich ist es genug für
heute!" und mache nach einigen hundert Metern kehrt, um
nach einem Zimmer nachzufragen. Eines ist noch für mich
frei (65 €). Trotz des Preises entschließe ich mich zu bleiben.
Ich werde nicht enttäuscht: Ein wirklich hübsches und
gemütliches Zimmer, in dem man sich zu hause fühlen kann
und das nicht vergleichbar ist mit den Hotels, die ich bisher
in Frankreich kennen gelernt hatte. Schnell dusche ich mich,
dann wasche ich noch meine Wäsche.
Anschließend gehe ich in die lang gezogene Ortschaft zum
Einkaufen. Der Weg für den Fußmarsch summiert sich auf
schätzungsweise 5 km. Der Ort ist geprägt von offensicht-lich
wohlhabenden Weingütern. Überall wird zur Verkostung
eingeladen.
Nun sitze ich auf der Hotelterrasse, trinke ein Bier und
schreibe Tagebuch. Das Hotel-Internet funktioniert bei mir
leider nicht und auch über den Stick bekomme ich keine
Verbindung - schlechte Funknetze. Nachher werde ich mit
dem Netbook ein wenig spazieren gehen - in der Hoffnung,
dass ich ein Netz finde und den Tagesbericht verschicken
kann.
Nachdem ich nun in der "Original-Champagne" bin, gönne ich mir abends noch ein Glas "Original-Champagner" - irgendwie
schmeckt er viel besser als in Deutschland.
Erkenntnis des Tages: Bergab fahren macht Spaß!