17. Tag - 17. Juni
17. Tag: Metz - Pont-à-Mousson - viele kleine Orte - Toul - Pagny-s.-Meuse
Tagesleistung: 85 km
Gesamtstrecke: 1.110 km
Wetter: morgens blauer Himmel, tagsüber immer mehr
Wolken, abends bedeckt, bisher kein Regen.
Temperatur: um 18:00 Uhr noch 25 Grd. C
Wind: aus verschiedenen Richtungen - meist von vorne
Der heutige Tag hat es wirklich in sich gehabt: Meine
Oberschenkel sind steinhart, und ich bin total ausgepowert.
Nun sitze ich hier in Pagny-s.-Meuse in einem Motel, trinke
nebenbei ein Bier und schreibe das Tagebuch. Aber alles
der Reihe nach:
Die Nacht ist
diesmal wirklich angenehm, ich hätte nicht gedacht, dass man auf einer Iso-Matte
so gut schlafen kann. Offensichtlich kann man sich auch an das Übernachten im
Zelt gewöhnen. Bis alles zusammengepackt ist, ist es schließlich 9:30 Uhr.
Den Weg aus Metz herauszufinden, ist nicht ganz einfach. Ich verfolge die
sogenannte "Grüne Veloroute" - nach 4 km ist sie urplötzlich zu Ende: "under
Construction". Also geht es auf die Straße. Glücklicherweise nehmen die
französischen Autofahrer ordentlich Rücksicht auf einen armen Liegeradfahrer,
ich fühle mich den ganzen Tag über kein Mal ernsthaft bedrängt.
Ich habe beschlossen, Nancy auszulassen und suche nun einen neuen Weg nach
Toul. Es gefällt mir richtig gut auf den kleinen Nebenstraßen: kaum ein Auto. Aber
dann geht es, als ich das Moseltal verlasse, ins Eingemachte: Ein Hügel folgt dem
nächsten. Manche Anstiege kann ich noch im 1/1 Gang (1. Gang Nabenschaltung
mit 1. Gang Kettenschaltung) fahren. Manche aber auch nicht. Dann heißt es
SCHIEBEN! Die Oberschenkel werden immer dicker und härter. Die Abfahrten
dagegen genieße ich sehr, leider sind sie gefühlsmäßig immer sehr viel kürzer als
die Anstiege. Und kaum ist man unten, hat man einen neuen Berg vor sich. Es ist
zum Haare ausraufen! Auf der anderen Seite erlebe ich eine tolle Landschaft,
durch die ich fahren darf. Überall Wildblumen an den Feld- und Straßenrändern. In der Ferne Vulkanformationen. Alles
duftet nach Natur - manchmal auch nach Landwirtschaft.
Morgens hatte ich mir als Ziel noch einen kleinen Campingplatz kurz vor
Toul vorgenommen. Irgendwann bin ich dann größenwahnsinnig
geworden und beschließe, nach Domrémy zu fahren, ca. 40 km hinter
Toul. Als ich in Toul bin, habe ich allerdings keine Böcke mehr auf eine
Stadtbesichtigung, so fertig bin ich von den ewigen Anstiegen. Ich denke,
die Stadt wäre sehenswert gewesen. Aber die Zeit läuft, um noch
rechtzeitig auf dem Campingplatz in Domrémy-la-Pucelle anzukommen.
Irgendwann gegen 17:00 Uhr - ich bin mit den Kräften ziemlich am Ende
- sehe ich ein Motel am Straßenrand. Alle guten Vorsätze brechen
zusammen. Ich fahre zur Rezeption und frage nach, ob noch ein Zimmer
frei ist. Es soll 41 € plus 6 € für ein "Petit Dejéuner" kosten. Ich bin froh,
bereits hier unter die Dusche springen zu können. Wahrscheinlich hätte
ich die vorgesehenen weiteren dreißig Kilometer irgendwie noch geschafft, dann wäre ich aber wahrscheinlich auch
entsprechend geschafft gewesen.
Erkenntnis des Tages: Ein wenig Demut ist angebracht, wenn die gesteckten Ziele nicht auf Anhieb erreichbar sind!