7. Tag – 15. Juni 2015
Mirabel-et-Blacons – Saillans – Valreas – Vaison-la-Romaine – Carpentras
Nachts regnet es wieder, zeitweise prasselt es nur so runter. Mir tun die Urlauber
leid, die mit dem Zelt unterwegs sind, denn sie haben es nicht so trocken wie
wir. Unser Plan, draußen zu frühstücken, fällt den nassen Stühlen zum Opfer. Die
Etappe, die wir uns für heute ausgedacht haben, ist relativ kurz zu den
Tagesstrecken, die wir bereits hinter uns haben. Zunächst einmal fahren wir im
Tal der Drome nach Saillans und biegen Richtung Süden ab. Auf einer im Atlas
grün eingezeichneten Strecke, die wiederum sehr kurvig ist, fahren wir bis auf
1.047 m hoch zum Col de la Chaudiere und genießen die phantastische Aussicht.
Auf unserem weiteren Weg durchqueren wir die Ortschaften Bourdeaux und
Dieulefit. Wir erfreuen uns an den üppigen gelb blühenden Ginsterhainen links
und rechts der Fahrbahn. Und plötzlich – wir sind noch nicht in der Provence
angekommen – bestaunen wir die ersten Lavendelfelder, die mit ihrem satten
Blau in der Sonne leuchten. Als wir dann in Valreas ankommen, haben wir die
Provence erreicht.
Weiter geht unsere Fahrt nach Vaison-
la-Romaine. Gleich zu Beginn der
Ortschaft fällt uns rechts der Straße eine
große Wiese ins Auge, auf der eine
Vielzahl von verschieden großen
Findlingen aufgestellt ist. Hans hält auf
dem Parkplatz davor an, und ich steige
aus, um dieses interessante Feld zu
fotografieren. Bei näherem Betrachten
kann ich erkennen, dass die Steine zum
Teil beschriftet oder auch mit
verschiedenen Tiersymbolen bemalt
sind.
Bevor wir den von uns ausgesuchten
Campingplatz anfahren, wollen wir einen
Abstecher zum Gebirgszug der Dentelles
de Montmirail machen. Unser Navi leitet
uns aber erst nach Malaucene und von
dort aus nach Suzette, ein kleiner Ort
inmitten des Gebirgszuges. Dort machen
wir halt, gehen ein klein wenig spazieren
und genießen einen Kaffee auf der
Sonnenterrasse eines dort ansässigen
Restaurants. Während Hans die
Rechnung begleicht, mache ich mit
Timmi noch einen längeren Ausflug in
den nahegelegenen Wald: Auch ein
Vierbeiner hat so seine Bedürfnisse.
Unsere Fahrt geht dann zu dem
Campingplatz in der Nähe von Mazan,
der in unserem Stellplatzführer sehr nett
beschrieben und auch hochgelobt ist.
Außerdem wird dort auch ein
phantastischer Blick auf den Mont
Ventoux in Aussicht gestellt. Als wir
dort ankommen, sticht uns auch gleich
das Schild „Complete“ ins Auge. Unser
Navi führt uns zum nächsten
Campingplatz. Auch da bleibt uns der
Ausblick auf den Mont Ventoux wegen
der vollen Belegung verwehrt. Auf
unserer Fahrt zu einem weiteren
Campingplatz können wir den Berg
vom WoMo aus immer wieder
bestaunen. Beim Campingplatz in
Carpentras haben wir dann endlich
Glück und ergattern einen schönen
Platz. Davor holen wir bei Aldi noch
schnell Baguette für das Abendessen.
Da wir schon gegen 15:30 Uhr unseren
Platz erreicht haben, genießen wir den
restlichen Nachmittag bei Sonne und
Wärme unter der Markise. Am Abend –
wer hätte das gedacht – ziehen plötzlich
wieder dunkle Wolken auf, und der Regen prasselt nur so herunter. Trotzdem
sitzen wir draußen und verspeisen Baguette, Wurst und Käse unter der Markise.
So schnell wie der Regen kam, ist er auch wieder weg und nun sitzen wir –
immer noch unter der Markise – und trinken (für heute Abend) ein letztes
Gläschen Wein, und ich schreibe den Tagesbericht.
8. Tag – 16. Juni 2015
Carpentras – Malaucene – Mont Ventoux – Sault – Aurel – Sault – St.-
Nachdem es nachts nicht geregnet hat, machen wir es uns bei blauem Himmel
und Sonnenschein morgens vor dem WoMo gemütlich und genießen unser
Frühstück mit einem wirklich erstklassigen Baguette.
Heute wollen wir endlich einmal den Mont Ventoux (1900 m) bezwingen. Das
habe ich mir schon lange einmal in den Kopf gesetzt. Also nehmen wir den Weg
durch Carpentras nach Malaucene, wo die Passstraße auf den Mont Ventoux
abzweigt. Viele Radler haben gleichfalls das Ziel, die Höhe zu bezwingen, sodass
wir ständig aufpassen müssen, wenn wir sie überholen – zumal auch welche in
rasender Fahrt bergab entgegenkommen. Die Straße schlängelt sich durch
wunderschöne Natur nach oben. Viele blühende Pflanzen sehen wir am
Wegesrand, auch wenn die Pracht – je weiter wir nach oben kommen – immer
weniger wird. Auf den letzten hundert
Höhenmetern fehlt die Vegetation
gänzlich. Hier ist der Berg eine
Geröllwüste. Am Gipfel drängen sich zig
Radler und sonstige Touristen – wie wir.
Am Wegesrand vor dem Gipfel stehen
einige Fotografen, die die abgekämpften
Radler auf die Platte bannen, wohl in
der Hoffnung, die Fotos später
verkaufen zu können. Wir haben in
einige Richtungen eine tolle Aussicht, in
die andere Richtung türmen sich die Wolken, sodass man außer „Grau“ nichts
sieht. Nachdem wir am Gipfel einen kleinen Spaziergang gemacht haben, setzen
wir unsere Fahrt fort.
Kurz vor Sault haben wir einen
unangenehmen Zwischenfall: In einer
Bergauf-Kurve überhole ich zwei Radler
– eigentlich mit ausreichend
Sicherheitsabstand, allerdings fährt die
hintere Radfahrerin in der Kurve nicht
weiter am rechten Fahrbahnrand,
sondern driftet immer weiter nach links
– fast in das WoMo hinein und stürzt.
Ich halte sofort, um mich um die Frau
zu kümmern, sie hat sich jedoch schon
aufgerappelt. Auf meine Nachfragen
bedeutet sie mir, dass alles in Ordnung
ist und sie sich nicht verletzt hat. Sehr
erleichtert setzen wir unsere Fahrt fort
und machen in Sault zu einer
Besichtigung Rast. Nach einer kurzen
Sightseeingtour fängt es mal wieder an
zu blitzen und zu donnern, und der
Himmel öffnet seine Schleusen. In einer
Patisserie, die laut Reiseführer einen
gewissen Ruhm hat, erstehe ich zwei
ganz lecker aussehende Merengen.
Eigentlich haben wir vor, auf dem Campingplatz von Sault zu übernachten, aber
er sieht ziemlich verwahrlost aus und gefällt uns überhaupt nicht. Also fahren wir
weiter nach St. Saturnin-lés-Apt. Wir kommen durch das idyllisch aussehende
Dörfchen „Aurel“ und wundern uns, dass wir plötzlich wieder in Sault sind –
irgendwie hat uns unser Navi einen Streich gespielt. Also geben wir den
Campingplatz „Chenes Blancs“ erneut ein und fahren weiter bergab unserem
heutigen Ziel entgegen. Unterwegs halte ich noch einmal, um ein paar Fotos zu
schießen – leider will der Fotoapparat nicht mehr mitmachen; offensichtlich ist er
der Meinung, dass er zwei Jahre lang genug gearbeitet hat und nun – nach
Ablauf der Gewährleistungszeit – in den Ruhestand eintreten darf.
Als wir auf dem Campingplatz ankommen, beginnt es wieder zu regnen. Wir
lassen uns davon allerdings nicht verdrießen: Ab morgen soll die Sonne wieder
dauerhaft und „störungsfrei“ scheinen! Christl nutzt die Gelegenheit und räumt
die Küchenutesilien um.
9. Tag – 17. Juni 2015
St.-Saturnin-lés-Apt – Rustrel – St.-Saturnin-lés-Apt – Lioux – Apt –
Als ich mit Timmi gegen 7:30 Uhr zum Morgenspaziergang aufbrechen will,
stehen wir vor dem verschlossenen Tor des Campingplatzes. Zunächst einmal bin
ich ratlos, stelle dann aber fest, dass es an der Seite eine kleine Tür gibt, die sich
öffnen lässt. So kommen wir doch noch los. Der Himmel ist strahlend blau und es
sieht ganz so aus, als ob das unbeständige Wetter sich nun endgültig
verabschiedet. Als wir zurückkommen, ist das Frühstück bereits fertig. Ich laufe
noch schnell zur Rezeption, um das bestellte Baguette abzuholen und wir
genießen die erste Mahlzeit des Tages.
Während des Frühstücks beschließen
wir, ein wenig umherzufahren, um die
Gegend mit den herrlichen
Lavendelfeldern zu erkunden.
Unterwegs bestaunen wir auch die
vielen Kirschbäume mit den üppig
roten Früchten. Die Kirschernte ist in
vollem Gange.
Auf unserer Fahrt kommen wir nach
Rustrel und dann wieder zurück nach
St.-Saturnin-lés-Apt, denn hier gibt es
eine typisch provenzalische Mühle zu
bewundern. Beim Aussteigen steigt mir
der herrliche Geruch von Thymian in
die Nase. Auch das ist ein besonderes
Merkmal der Provence: Der
unvergleichliche Duft, der überall in der
Luft liegt! Von
der Mühle aus
haben wir einen
herrlichen Blick
auf das Dorf, das
unterhalb der
mittelalterlichen
Stadtmauer und
der Burgruine
liegt. Weiter geht unsere Fahrt an Lioux vorbei, einem
provenzalischen Dorf mit einer imposanten Kulisse:
Direkt hinter den Häusern ragt eine Felswand über
hundert Meter senkrecht in die Höhe. Wir sind schwer
beeindruckt von diesen Ausmaßen.
Da unser Kühlschrank schon sehr lichte
Stellen aufweist und auch unser
Mineralwasser zur Neige geht, steht
heute auch noch ein größerer Einkauf an.
Hans gibt unserem Navi den Befehl, uns
nach Apt zu leiten, denn dort gibt es
sicher einige größere
Einkaufsmöglichkeiten. Kaum in Apt
angekommen, sehen wir auch schon das
unverkennbare Schild von Lidl aufleuchten. Ich nehme Geld und Einkaufsliste
und versuche, möglichst schnell alles aufzutreiben, was wir benötigen. Da Lidl
auch in Frankreich so angelegt ist wie in Deutschland, bin ich relativ schnell
fertig und wir können unsere Fahrt fortsetzen.
Hans hat sich überlegt, dass wir – es ist kurz nach Mittag – schon jetzt nach
Bonnieux fahren, denn im Reiseführer wird ein beschaulicher Campingplatz am
Ende eines Tales empfohlen, der nur 500 Meter von Bonnieux entfernt ist und
zudem viel Panorama und Flair bietet.
Unsere Fahrt dorthin führt uns an der Pont Julien vorbei, einer Römerbrücke, die
einst ein Teilstück der Via Domitia war. Sie besteht aus großen mörtellos
gefugten Quadern und ist ein typisches Beispiel für den römischen Brückenbau.
Wir legen eine kleine Rast ein und machen einen Spaziergang über diese
außergewöhnlich elegante Brücke, die seit 2007 nur noch von Fußgängern und
Radfahrern überquert werden darf.
Im Anschluss daran fahren wir nach Bonnieux und folgen auf immer enger
werdenden Straßen den Hinweisschildern zum Campingplatz. Wir werden nicht
enttäuscht. Der Platz ist malerisch gelegen und wir genießen den Nachmittag mit
Lesen und Faulenzen. Hans erkundet zweimal mit Timmi die Gegend und ich
kümmere mich um das leibliche Wohl.