6. Tag: Pilsen - Horovice
gefahrene Kilometer 57 km
Gesamtstrecke 253 km
Wetter: heiter bis wolkig am Vormittag, bewölkt und regnerisch am Nachmittag, kaum Wind,
ca. 16 Grd. C
Das Oropax ist wohl wirklich nur eine
nette Geste gewesen - ich habe es nicht
gebraucht!
Nach dem Frühstück von gestern hege
ich kaum die Hoffnung, dass es heute
anders sein wird. Im Frühstücksraum ist
alles gedeckt. Ich warte 5 Minuten, aber
keine Bedienung erscheint, um mich
nach meinen Wünschen zu fragen. Ich
gehe also in den Nachbarraum, um die
Bedienung zu suchen. Die brauche ich allerdings nicht mehr, weil dort ein umfangreiches
Büfett aufgebaut ist. Es ist zwar alles mit Selbstbedienung, aber sehr reichhaltig und in
Teilen auch phantasievoll (Obst, Körner, Marmeladen in allen Varianten). Auch für mich als
"Herzhaft-Esser" ist ausreichend vorhanden.
Nachdem ich bezahlt habe (knapp 40 €) packe ich mein
Radl und auf geht's. Nach kurzer Zeit habe ich den
Radweg Nr. 3 erreicht. Es geht am Stadttor der Brauerei
Pilsener-Urquell vorbei. Auf verschlungenen Pfaden
führt der Weg aus Pilsen heraus - gut dass ich das
Garmin E-Trex dabei habe - auf die Wegweisung ist
nicht immer Verlass! Die Wege sind teilweise recht
abenteuerlich (ungepflegt). Heute gibt es viele Auf's und
Ab's, die mich zu vielen Ab's und Auf's beim Liegerad
zwingen. Viel Schieben ist wieder angesagt. Es sind
zwar nur kurze Stücke, dafür treten sie aber sehr
gehäuft auf.
Nach rund 15 Kilometern merke ich, dass das Fahrrad
sehr "schwammig" fährt. Eine böse Ahnung beschleicht
mich: Mal wieder der Hinterreifen? Eine kurze
Inspektion lässt die Besorgnis wahr werden: Fast keine
Luft mehr im hinteren Rad. Also dasselbe Spiel wie
gestern: Fahrrad umdrehen, Rad demontieren usw.
Die Ursache stelle ich schnell fest. Genau an
derselben Stelle, wo gestern der "unplattbare" Reifen
durchlöchert wurde, steckt erneut ein Steinchen.
Auch wenn ich einen Ersatzreifen dabei habe,
versuche ich eine Notlösung: Ich klebe einen Flicken
auf die kaputte Stelle im Reifen und flicke den
Schlauch. Irgendwie kann ich das jetzt. Die Prozedur
hat nur rund 20 Minuten gedauert.
An einer Stelle zeigt das
GPS einen anderen Weg als der
Wegweiser für den Radweg Nr. 3.
Ich entschließe mich dem
ausgeschilderten Weg zu folgen.
Nach rund 5 km kommt der GPS-
Track wieder zurück auf meine
Route - mitten durch den Wald,
ohne Weg. Irgendwie habe ich jetzt
das Glück des Tüchtigen gehabt.
Der Weg Nr. 3 macht manchmal
abenteuerliche Umwege, wahrscheinlich damit jedes Dorf mitgenommen wird. Die Dörfer
sehen übrigens so aus, wie die in der DDR vor 25 Jahren. Viel Nachholbedarf. Aber ich
denke, dass das nicht so einfach ist, die Lebenshaltungskosten sind relativ gering,
offensichtlich die Einkommen aber auch, so dass Investitionen schwierig sein dürften. Viele
Fabriken stehen leer und verkommen.
Ich fahre heute wieder durch viel Landschaft. Es ist sehr schön, und ich genieße die Natur.
Ein paar Mal scheuche ich Rehe auf. Das
Vogelgezwitscher ist vielfältig. Es weht kaum Wind.
Trotzdem geht es manchmal mühselig weiter, da es
lang gezogene schwache Steigungen gibt, die das
Treten zur Plage machen. Ab und zu regnet es ein
wenig, aber immer nur so wenig, dass es nicht stört.
Gegen 15:00 Uhr komme ich in Horovice an und finde
nach einigen Nachfragen auch mein Hotel
Zelenystrom.
Nach ausgiebiger Körperpflege und waschen der
Wäsche, mache ich mich auf, die Stadt zu besichtigen.
In einen "italienischen Café" genehmige ich mir einen
Cappuccino und zwei Stück Kuchen (für umgerechnet
insgesamt 3,60 €). Dann suche ich das Schloss mit
seinen Parkanlagen, finde es auch, bin aber zu spät
dran für eine Besichtigung. 16:00 Uhr ist ist Deadline.
Bei der Besichtigung des Parks werde ich von einem
kräftigen Regenschauer überrascht, der mir unter dem
Schutz einer riesigen Kastanie allerdings nicht viel
anhaben kann. Auch die Geschäfte schließen hier alle
gegen 17:00 Uhr, so dass bald "Tote Hose" ist.
Zurück im Hotel erledige ich E-Mail-Post
(glücklicherweise ist in fast allen Hotels WiFi = W-LAN
kostenlos) und gehe anschließend Essen. Für morgen
sagt der Wetterbericht gutes Wetter an. Bis Prag habe
ich noch rund 60 km - das sollte relativ leicht zu
schaffen sein!
6. Tag - 7.5.2012