15. Tag: Torgau - Lutherstadt Wittenberg
gefahrene Kilometer 69 km
Gesamtstrecke 727 km
Wetter: morgens sehr starke dunkle Bewölkung, starker Wind seitlich oder von vorne,
mittags ca. 15 Grd. C, ab mittags etwas Sonne zwischen vielen Wolken
Heute gibt es nicht viel zu
berichten. In der Schreber-
garten-Pension bekomme ich ein
kleines, aber ausreichendes
Frühstück. Um 8:00 Uhr fahre
ich los und bin bald wieder am
Elberadweg. Heute pfeift mir der
Wind entgegen oder kommt,
wenn er gnädig gestimmt ist, von
der Seite. Meine Fahne mit dem
Schleswig-Holstein-Wimpel
(habe ich letztes Jahr für meinen
Jakobsweg von der "Geburtstagsmafia" geschenkt
bekommen) bewegt sich kräftig im Wind. Die Wege
gehen natürlich auch immer dort entlang, wo der
Wind ordentlich Zugriff hat - kaum einmal ist es
geschützt. Dann ist der Elberadweg mit einem Mal
gesperrt, und ich muss eine Umleitung fahren. Aber
ich will ja nicht klagen. Trotz allem macht es Spaß,
durch die Gegend zu fahren. Unterwegs treffe ich
immer mal wieder zwei Frauen, die in der gleichen
Richtung wie
ich unterwegs sind. Wir unterhalten uns ab und zu
ein bisschen, dann trennen sich unsere Wege mal
wieder, bis wir uns dann irgendwo wiedersehen.
Es kommen mir ziemlich viel Radler entgegen.
Manchmal sind es Gruppen mit bis zu 20 Mitgliedern.
Ich habe so meine Zweifel, ob solch große Gruppen
ihre Radtour in Frieden beenden können oder ob es
da nicht zu Streit kommt. Alles unter einen Hut zu
bekommen, dürfte schwierig sein. Bevor ich losgefahren bin, haben mir Mathilde und
Heinz-Günther - Freunde von uns - gesagt, dass der Elberadweg ein bisschen langweilig
sei, weil landschaftlich wenig abwechslungsreich. Ich finde sie haben Recht. Allerdings gibt
es auch immer wieder etwas zu sehen. Jedes Dorf hat mindestens ein Storchennest -
manchmal ist auch ein Storch darin. Über mir kreisen insgesamt neun Graureiher, die sich
dann irgendwann in den Wiesen niederlassen. Ein Storch sucht im Gras nach Nahrung.
Der Radweg geht teilweise entlang stillgelegter Eisenbahnstrecken. Bei Pretsch kürze ich
ein wenig ab, indem ich nicht dem ausgeschilderten Weg folge - ist auch sehr schön.
Dann geht es gleich wieder mit einer Gierfähre über die Elbe. Der Elbschiffer gibt Tipps,
wie man am besten (windgeschützt) weiterfährt. Ich
folge diesem Vorschlag und kann deshalb lange
durch einen wunderschönen Wald fahren. Dann geht
es viele Kilometer auf Landstraßen entlang - macht
aber nichts, da es kaum Autoverkehr gibt. Ich fahre
an einer Elster vorbei, die nicht aussieht wie eine
Elster: sie ist schwarz! Im Klartext: ich überquere den
Fluss Schwarze Elster. Dann sind es nur noch knapp
20 Kilometer bis zu meinem Ziel: Lutherstadt
Wittenberg. Schon kurz vor zwei Uhr bin ich dort und
finde auch schnell mein gestern vorbestelltes Hotel
"Zur Elbe". Nachdem ich geduscht und mich
umgezogen habe, mache ich eine Stadtbesichtigung.
Die Stadtkirche "St. Marien" von Wittenberg, in der
Luther hauptsächlich gewirkt hat und in der damals
alle neuen evangelischen Pastoren ordiniert worden
sind, ist leider total eingerüstet, so dass man kaum
etwas von ihr sieht. Das Haus, in dem Melanchthon
gewohnt hat, ist ebenfalls wegen Renovierungs-
arbeiten total versteckt.
Ich gehe zur Schlosskirche "Allerheiligen", an deren
Tür Luther damals seine Thesen angeschlagen hat.
Auf dem Marktplatz vor dem schönen Rathaus stehen
Luther und Melanchthon in Form von Denkmälern.
Zum Abendessen besuche ich in das Hotel-
restaurant. Hier schreibe ich den Tagesblog, während
ich mein Schnitzel verdrücke.
Morgen ist hier wahrscheinlich der Teufel los.
Himmelfahrt heißt hier "Herrentag". Die Hotels sind
alle ausgebucht, ich habe aber in Barby für morgen in
einer Pension noch ein Zimmer ergattert. Morgen
liegen insgesamt rund 80 Kilometer vor mir. Ich habe
die Absicht, auf der Tour
noch die Wörlitzer
Anlagen zu besichtigen.
15. Tag - 16.5.2012